Vancouver


 Als ich mich diese Nacht um vier Uhr ins Bett legte, schlief ich mit der Gewissheit ein, zwei Stunden später vom Wecker wieder geweckt zu werden. Um sechs Uhr morgens schreckte ich also aus der Tiefschlafphase hoch und schleppte mich ins Bad.
Um sieben hatte ich fertig gepackt und alles im Auto verstaut. Meine Mutter fuhr mich zum Flughafen. 
Als sie mich am Gate mehrfach verabschiedete, bemerkte ich leichten Wehmut in ihrer Stimme. So eine lange und weite Strecke bin ich noch nie alleine gereist. Für sie war das bestimmt einer dieser Mutter-Momente, in denen sie realisiert, dass das Vögelchen langsam das Nest verlässt.
Ich drehte mich um und legte mein Handgepäck aufs Fließband. Selbst noch in Nostalgie versunken, holte mich ein unzufriedener Beamter aus meinen Gedanken. Beim Packen hatte ich mich nämlich für besonders schlau gehalten und alles, was in meiner riesigen Handtasche rumflog, in nochmals kleinere Taschen sortiert, um im Flugzeug den Überblick zu behalten. Das führte allerdings dazu, dass der Beamte alles auf Links krempelte und meine sämtlichen Habseligkeiten auf dem Tisch verteile. Dahin war meine säuberliche Ordnung. Dass ich die Kosmetikprodukte in einer normalen Tasche verstaut hatte und nicht in einem durchsichtigen Zippbeutel, schien für ihn dann noch das i-Tüpfelchen zu sein. Missbilligend ließ er mir das "gerade noch so durchgehen" und ich schenkte ihm mein dankbarstes Lächeln.
Der kurze Flug nach München ging schnell um. Die sechs Stunden Aufenthalt dort dagegen nicht. Während des Fluges war mir die brillante Idee gekommen, die Zeit für einen Shoppingtrip in Münchens Innenstadt zu nutzen. Ein Blick auf mein Handy raubte mir die Euphorie jedoch wieder - es war Sonntag. Deprimiert irrte ich also zwischen den Gates umher. Ich nahm es mir zur Aufgabe irgendwelche duty-free Shops zu finden, in denen ich ja doch nichts kaufen wollte, nur um mir die Zeit zu vertreiben. Das Letzte, was ich nämlich vor dem mir bevorstehenden Langstreckenflug tun wollte, war es sechs Stunden lang zu sitzen.
Nach leckeren Süßkartoffelpommes bei "Hans im Glück" und der teuersten Apfelschorle meines Lebens, ging ich zum Boarding für meinen Flug nach Vancouver. Mein Plan komplett übermüdet ins Flugzeug zu steigen, um die 11 Stunden über schlafen zu können, ging natürlich nach hinten los. So langsam sollte ich mich gut genug kennen, um zu wissen, dass ich in senkrechter Sitzposition nicht schlafen kann. So blieb mir also nichts anderes übrig, als mich der umfangreichen Filmauswahl hinzugeben. (Der Jetlag sollte mich übrigens noch eine Woche verfolgen.)
Nach "Der geilste Tag" und "Der seltsame Fall des Benjamin Button" waren meine Augen geschwollen vom Weinen und meine Sitznachbarn dachten, ich hätte einen an der Waffel. Als ich das Flugzeug verließ fühlte ich mich durch den Schlafmangel ganz komisch. Vom Flughafen wurde ich von der Familie von meinem Freund abgeholt und nachdem ich meine Koffer ins Appartement bringen konnte, ging es auch schon weiter. In Vancouver war es schließlich erst 17 Uhr und daran musste ich mich anpassen.









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