Abitur - und jetzt?

Ich habe mich heute mit einer Freundin getroffen, die dieses Jahr ihr Abitur schreibt. Letzte Woche haben die Prüfungen begonnen und ich habe sie noch ein paar Minuten abgefragt, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen. Das hat mich ziemlich an meine eigene Abizeit erinnert und mir vor Augen geführt, dass das alles wirklich schon ein Jahr her ist. In dem Moment habe ich mich selbst etwas sagen hören wie: "Jetzt noch mal Abi schreiben,  das wär's!" 
Moment.
Wie komme ich denn auf so etwas?
Es existiert also doch: Das Abi-Loch.
Im Abi gar nicht gewusst, wie man das alles in den Kopf bekommen soll und kurz darauf die große Leere. Als Altabiturientin kann ich es bestätigen - nach dem Abistress fällt man erst mal in ein Loch. 80 % der Leute aus meinem Jahrgang haben sich erst mal ein Jahr Pause genommen, um zu reisen, für Praktika oder einfach, weil sie nicht wussten, was sie werden wollen. Viele meiner Freunde wissen es bis jetzt nicht. Manche haben nicht mal eine Idee. Der ein oder andere war anpassungsfähig und hat es sich bequem gemacht in deinem Abi-Loch. Bei wieder anderen konnte ein Jahr Work and Travel die Frage nach dem Traumberuf auch nicht beantworten und so haben sie das Loch nur vor sich hergeschoben.
Was macht man denn in so einer Situation? Noch ein Jahr Pause machen, sich von Praktikum zu Praktikum schuften oder einfach für immer ins Ausland verschwinden, um sich vor der lebenswichtigen Frage zu drücken? 
Ich weiß glücklicherweise schon länger, was ich mir für die Zukunft vorstelle und habe auch schon meinen Studienplatz. Vom Abi-Loch wurde ich trotzdem nicht verschont. Man wird einfach nicht mehr beansprucht und kann (dramatisch ausgedrückt) seinem Gehirn beim Schrumpfen zuhören. 
Wie kommt es, dass so viele Abiturienten nichts mit ihrer Zukunft anzufangen wissen?

Reizüberflutung
Heutzutage sind die Möglichkeiten gewaltig. Jährlich kommen neue Studiengänge hinzu und bei all dem Durcheinander wird es manchmal schwer sich zu orientieren.

"The One"
Die Illusion des einen Traumstudiengangs oder Traumberufs, der einem später die Garantie zum Glücklichsein gibt und natürlich auch genug Einkommen. Genauso, wie man später mit vielen verschiedenen Partnern glücklich werden kann, glaube ich, dass auch jeder Mensch in verschiedenen Berufen immer einen Weg in sein persönliches Glück finden kann. Auf der Suche nach "The One" verliert sch dann der ein oder andere.

Überbewertung
Der eine Gedanke, der über jedem Abiturienten hängt: "Ich habe Angst vor dieser wichtigen Entscheidung, da mein Beruf mein komplettes späteres Leben bestimmt und ich den Beruf lebenslang ausüben muss." Völliger Unsinn!
Viele Menschen probieren sich durch verschiedene Studiengänge, bis sie das Richtige für sich gefunden haben. Auch im späteren Leben kann man in einer Firma von Abteilung zu Abteilung wechseln und wenn man sich umhört, arbeiten sehr viele Menschen sogar in einer ganz anderen Branche, als ihr Studienweg vermuten lässt. Manchmal bietet ein Berufsfeld auch viel mehr Tätigkeiten, als man gedacht hätte.

Unterlassene Hilfeleistung
Ich bin auf ein stinknormales Gymnasium gegangen. Außer Zukunftstagen und einem kurzen Praktikum gab es von der Schule aus keine weiteren Orientierungshilfen. Ist ja toll, dass ich Stochastik kann, aber leider ansonsten nichts mit meiner Zukunft anzufangen weiß. Meiner Meinung nach sollten Schüler mit dem Thema nicht alleine gelassen werden. Studienberatung und Zukunftsorientierung sind als neues Schulfach dringender geraucht als die schwer diskutierte Interneterziehung.












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